Dr. Jochen Zenthöfer 12/09/2019
Der Eurovision Song Contest (ESC) im Jahr 2020 findet in den Niederlanden statt. Das ist der Erfolg des niederländischen Sängers Duncan Laurence, der den diesjährigen Wettbewerb gewonnen hatte. Ausgetragen wird der nächste ESC in Rotterdam. Doch gibt es genügend Frequenzen dafür? Zuletzt wurden 154 Mikrofone von Künstlern beim ESC eingesetzt – vor allem im UHF-Band, weil dieses die besten physikalischen Eigenschaften bietet und große Sicherheit verspricht.
Nach den vergangenen Weltfunkkonferenzen wurden Teile dieses Bandes an den Mobilfunk versteigert. Das ist bekannt unter den Bezeichnungen „Digitale Dividende I“ und „Digitale Dividende II“. Zunächst wurde das 800er-MHz-Band an den Mobilfunk vergeben, danach das 700er-MHz-Band. Eine Dividende gab es dadurch zwar für den Mobilfunk und natürlich den Staat, der die Erlöse einstreichen konnte. Verlierer waren aber die Nutzer von Funkmikrofonen, also vor allem die Kultur. Denn der verbliebende Rest des UHF-Spektrums reicht nicht aus, um die steigenden Anforderungen der Kultur- und Kreativwirtschaft zu erfüllen.
Das spüren nun auch die Niederländer. Auch sie hatten das 700er-MHz-Band an den Mobilfunk vergeben. Doch nun müssen sie im Jahr 2020 den ESC ausrichten. Prompt erkennen die Verantwortlichen, dass es dafür an Frequenzen mangelt. Rasch wird entschieden: Die tatsächliche Belegung des 700er-MHz-Bandes an den Mobilfunk muss verschoben werden. Man kann sich Äußerungen vorstellen wie: „Wir brauchen das Spektrum für die Mikrofone, sonst können wir keinen ESC ausrichten!“. In der Tat. Immerhin: Nun wird die Mobilfunkbelegung verschoben und es gibt Frequenzen, wenn auch nur noch für eine kurze Zeit. Der ESC kann stattfinden.
Wir brauchen das Spektrum für die Mikrofone, sonst können wir keinen ESC ausrichten!
Bleibt die Frage: Was, wenn die Niederlande auch den ESC 2020 gewinnen? Wie wollen sie den Wettbewerb 2021 ausrichten, wenn es dann – endgültig – an Frequenzen mangelt? Gleiches gilt für viele andere Länder in Europa. Auch für Deutschland wäre ein Sieg aus frequenztechnischen Gründen eine immense Herausforderung, ebenso für Österreich und andere Staaten. Bleibt als Lösung nur, dass der ESC ab 2021 in Australien stattfinden muss? Im Outback gibt es noch freie Frequenzen, am ehesten vielleicht in Alice Springs, mitten in der Wüste. Die Weltfunkkonferenz 2019 muss genau darauf achten, dass das 600er-MHz-Band für drahtlose Produktionsmittel erhalten bleibt!