Der Eurovision Song Contest 2015 in Wien ist wie in den Jahren zuvor eine technische und logistische Meisterleistung: Nichts wird dem Zufall überlassen, zu groß ist die Bedeutung für das Gastgeberland. Dabei ist der ESC weit mehr als nur das Finale, bei dem regelmäßig etwa 200 Millionen Menschen vor den Bildschirmen mitfiebern. Für den Aufbau der Bühnentechnik und die Proben, auch für erste Interviews und Fernsehberichterstattung ist in jedem Jahr bereits vier bis sechs Wochen vor dem Finale eine große Anzahl von drahtlosen Funkstrecken belegt.
Wie wichtig Funkmikrofone und In-Ear-Monitoring für eine lebendige und zeitgemäße Bühnenshow sind, haben wir bereits ausführlich beschrieben. Von einem Event, wie es derzeit in Wien stattfindet, kann Deutschland in Zukunft nach aktueller Lage leider nur noch träumen: Denn nach der Mobilfunk-Frequenzauktion am 27. Mai wird das verfügbare Funkspektrum für die Ausrichtung internationaler Großereignisse hierzulande nicht mehr ausreichen. Bundesregierung und Bundesnetzagentur stehen in der Verantwortung: Sie müssen der Veranstaltungsbranche und dem Rundfunk Alternativen aufzeigen und so schnell wie möglich für ausreichende Ersatzfrequenzen sorgen.
Anders die Lage in Österreich: Es ist genug Funkspektrum vorhanden. Die in Deutschland versteigerten Frequenzen im Bereich 700 MHz können dort noch bis 2023 von Rundfunk und drahtlosen Produktionsmitteln genutzt werden. Somit bleibt auch genug Zeit, um bedarfsgerecht Ausweichfrequenzen zu definieren.
Was vor dem Finale geschieht
Der ESC ist für die ausrichtenden Staaten und Städte stets auch ein Aushängeschild für die Welt. Das gilt nicht nur in Bezug auf die erwarteten etwa 200 Millionen Fernsehzuschauer in Europa und darüber hinaus. Auch als Touristenmagnet spielt der ESC eine Rolle. Was viele in Deutschland nicht wissen: Vor dem großen Finale finden stets auch zwei Halbfinals statt. Deutschland gehört jedoch mit Frankreich, England, Spanien und Italien zu den so genannten „Big five“ [1], die stets direkt für das Finale gesetzt sind und nicht an den Endausscheidungen teilnehmen müssen.
In Wien begann die „heiße Phase“ des ESC spätestens am 10. Mai, als nach wochenlangen Aufbauarbeiten in der Wiener Stadthalle die Proben der ersten Künstler begannen. Bereits zu diesem Zeitpunkt waren die ersten Journalisten vor Ort, um Interviews zu führen. In der Wiener Stadthalle befindet sich auch das Pressezentrum mit 800 Arbeitsplätzen für die Berichterstatter und einem Saal für Pressekonferenzen. Insgesamt sind bislang etwa 1.700 Journalisten akkreditiert. Die Semifinals werden am 19. und 21. Mai stattfinden, das große Finale dann am 23. Mai. Jeweils am Tag vor den Finals, die live zu sehen sind, wird die Show bereits vor Publikum aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen sind als Sicherheit nötig, falls bei den Live-Shows technische Probleme auftreten. In diesem Fall springt ein so genanntes Havarie-Studio ein und sendet die Bilder vom Vorabend, damit die Show für die Zuschauer weitergeht. Zur Sicherheit werden auch die Jury-Wertungen der einzelnen Länder bereits bei den Aufzeichnungen vorbereitet. Der Ausgang des Grand Prix steht dann aber trotzdem noch nicht fest, da die Zuschauer erst am Abend der Live-Shows per Telefon über die besten Beiträge abstimmen. Das Endergebnis setzt sich jeweils zur Hälfte aus Jury-Wertung und Zuschauervotum zusammen.
Externe Links:
Offizielle Website des ORF zum Eurovision Song Contest in Wien: http://songcontest.orf.at/
Offizielle Website der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zum Eurovision Song Contest: http://www.eurovision.tv
[1] Die „Big five“ sind die fünf größten Beitragszahler der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die den Eurovision Song Contest ausrichtet.
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