Ein Ereignis der Superlative: 195 Mio. Menschen in 41 Ländern sahen den Eurovision Song Contest 2014 in Malmö (Schweden). Beim kommenden ESC 2015 in Wien wollen die Macher die 200 Mio. Marke knacken! Das größte Live-Musikereignis der Welt mit Künstlern aus 40 Nationen ist auch eine Herausforderung an die Technik. Jeder Künstler will sein Bestes geben. Hervorragende Bild- und Tonqualität werden vorausgesetzt und müssen für die Zuschauerbewertungen stimmen. Damit alles ohne die kleinste Störung funktioniert, wird der Event monatelang vorbereitet.
Bedeutung drahtloser Technik
State-of-the Art sind seit Jahren drahtlose Mikrofone und In-Ear-Systeme, die aufwändige Bühnenshows ohne große Umbaumaßnahmen erst ermöglichen. Für das perfekte Klangerlebnis werden die Künstler bereits Stunden vorher „verkabelt“ und die Geräte auf sie persönlich abgestimmt.
Jedes Funkmikrofon, jedes In-Ear-System sowie die auf der Bühne eingesetzten Instrumente und Kameras benötigen jeweils eine eigene Funkfrequenz. Hinzu kommen noch die Frequenzen, auf die die Reporter-Teams aus den teilnehmenden Nationen für ihre Live-Berichterstattung angewiesen sind. Die Geräte dürfen sich nicht gegenseitig stören. Dazu ist neben einer umfangreichen Frequenzkoordination auch ausreichend geeignetes Spektrum im UHF-Band notwendig. Nicht auszudenken welchen Aufschrei es gäbe, wenn mitten in der Darbietung der Musiker Störgeräusche auftreten würden!
Entwicklung und Auslastungsgrad
In den letzten Jahren wurde das ganze verfügbare UHF-Spektrum für den ESC benötigt. Das gilt nicht nur für das Finale. Schon Wochen vorher sind die Frequenzen für die Proben und die Ausscheidungsshows belegt. Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie sich drahtlose Technik im Laufe der Jahre beim ESC immer mehr durchgesetzt hat.
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Tabelle: Entwicklung der Zahl der drahtlosen Verbindungen beim ESC Eurovision Song Contest
Kein ESC mehr in Deutschland?
Nachdem schrittweise das UHF-Spektrum an den Mobilfunk versteigert wird, ist der ESC in der bisherigen Form bald nicht mehr zu realisieren. Würden wieder vermehrt drahtgebundene Geräte eingesetzt, ginge die notwendige Flexibilität der Künstler verloren. Die Show würde wieder statischer und damit nicht mehr zeitgemäß. Die Erwartungen des internationalen Publikums an eine moderne Show wären nicht mehr erfüllt. Deshalb wird der Ruf lauter, rechtzeitig geeignetes Ersatzspektrum zu identifizieren und bereitzustellen.
Hierzulande ist man damit bisher auf taube Ohren gestoßen. Die Forderung wird als unsinnig beschrieben, weil Deutschland ohnehin keine Chance habe, den Wettbewerb nochmals zu gewinnen. Wenn doch, könnte man Ersatzspektrum ausweisen. Ein schwaches Argument wenn man bedenkt, dass Deutschland sicher noch weitere große, internationale Ereignisse ausrichten wird, die in der technischen Dimension eines ESC liegen.
Und selbst wenn man dann in einer Hau-Ruck-Aktion die rechtlichen Regelungen ändert, gäbe es für die neuen Frequenzbereiche keine geeigneten Geräte. Die Hersteller müssten sie erst entwickeln und produzieren. Und die Nutzer könnten die neuen Geräte vermutlich nur für diesen einen ESC einsetzen – danach wären sie wertlos.
Damit der ESC in seiner bisherigen Form weiterbesteht, ist eine vorausschauende Frequenzpolitik notwendig, die sich nicht nur am Mobilfunk orientiert, sondern auch den Bedarf der Kultur- und Kreativwirtschaft berücksichtigt. Dafür setzt sich die Initiative „SOS – Save Our Spectrum“ ein.
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Update 12.05.2015: In einer früheren Version der Tabelle „Entwicklung der Zahl der drahtlosen Verbindungen beim ESC Eurovision Song Contest“ waren für die Jahre 2012 bis 2015 fehlerhafte Werte aufgenommen. Diese sind nun berichtigt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.