Konstantin Graudus: „Plötzlich wurde der Taxifunk ins Theater übertragen“

Konstantin Graudus: „Plötzlich wurde der Taxifunk ins Theater übertragen“

Konstantin Graudus: „Plötzlich wurde der Taxifunk ins Theater übertragen“ 960 490 SOS - Save our Spectrum

Konstantin Graudus

Der Schauspieler Konstantin Graudus gehört zu den bekanntesten norddeutschen Theater- und Fernsehmimen. Er ist auch ein bekannter Synchronsprecher. Er spielte unter anderem in den Serien „Nicht von schlechten Eltern“, „Die Männer vom K3“, Tatort, „Adelheid und ihre Mörder“ und in einer Stammrolle als Mike Lehmann in der RTL-Reihe „Doppelter Einsatz“. Europaweit bekannt wurde er in dem Arbeitsschutzfilm über Staplerfahrer Klaus (Video bei YouTube, Achtung: nicht für Kinder geeignet – verstörende „Splatter“-Szenen) https://www.youtube.com/watch?v=PlJjL-1Zfng ). Graudus, der in Hamburg lebt, ist in engem Kontakt mit „SOS – Save Our Spectrum“.

Weshalb sind Sie Schauspieler geworden?

Ich liebe Geschichten und empfinde Schauspiel als eine wunderbare Form Geschichten zum Leben zu erwecken.

Als „Staplerfahrer Klaus“ sind Sie europaweit bekannt geworden – wie hat sich Ihr Leben durch diese Rolle verändert?

Wenn man mich heute zurecht nicht mehr, bebaucht und bebartet, aus vielen gedrehten Filmen kennt, ist der Kurzfilm Klaus die Garantie dafür, dass man mich eben doch noch kennt. Und das über die Grenzen des deutschsprachigen Raums hinaus.

Theaterschauspieler haben oft eine große Stimme und verzichten auf Funkmikrofone. Sie auch?

Ich auch. Dennoch bestehen manche Veranstalter auf das Verwenden von Headsets. Entweder sind die Räume, also die Theater, akustisch problematisch, oder die Zuschauer sind, meist altersbedingt hörgeschädigt, oder die Stimmgewaltigkeit der Akteure ist zu unterschiedlich (der eine brüllt, der andere hat eine Fistelstimme), oder, weil musikalische Einspieler bedient werden müssen.

In welcher Weise nutzen Sie Funkmikrofone und In-Ear-Systeme?

In Ear zum Sichselbsthören bei verstärktem Singen (sonst wird es unerträglich), oder zur Texthilfe bei spontanen Übernahmen, oder externen Regieanweisungen. Ansonsten: Funkmikros bei allen Spielformen, bei denen ein Schauspieler ein Mikro nutzt und ein Kabel stört, oder dieses Kabel aus Sicherheitsgründen verboten ist. Manchmal kreuzt ein Kabel wichtige Fluchtwege oder Brandschutzeinrichtungen, oder ein Kabel nervt einfach.

Beschäftigt man sich als Schauspieler auch mit Frequenzthemen oder hören Sie etwas darüber?

Nur, wenn es zu Beeinträchtigungen kommt. Ich habe mal ein Gastspiel vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg in Berlin gespielt, in dem Mikros an unseren Stirnen klebten. Die Inszenierung war sehr stilisiert. Und plötzlich wurde der Berliner Taxifunk ins Theater übertragen.
Nach anfänglichem Geschmunzel war die Vorstellung gelaufen, sprich: Dagegen konnten wir nicht mehr anspielen. Ansonsten sind wir weisungsgebunden. Ich wähle keine Verstärkungsform und keinen Kanal. Ich spreche dort hinein, wo ich hinein sprechen muss.

Das Interview wurde am 2. Januar 2020 von der Initiative „SOS – Save Our Spectrum“, Jochen Zenthöfer, geführt.

Foto: Oliver Fantitsch

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