„Bei größeren Bühnen sind Funkmikrofone unersetzlich“

„Bei größeren Bühnen sind Funkmikrofone unersetzlich“

„Bei größeren Bühnen sind Funkmikrofone unersetzlich“ 873 521 SOS - Save our Spectrum

Die bekannte Münchner Jazzmusikerin Andrea Hermenau war jüngst mit ihrem Quintett (mit Till Martin, Tim Collins, Sven Faller, Bastian Jütte) für den BMW World Jazz Award nominiert. Seite 2019 ist sie auch Dozentin für Jazz-Harmonielehre, -Gehörbildung, -Rhythmik und Bandworkshop am Jazzprojekt des Freien Musikzentrums München. Im Gespräch mit „SOS – Save Our Spectrum“ berichtet sie von ihren Anfängen und ihren Plänen – nach der Pandemie.

 Wie sind Sie zum Jazz gekommen?

Mich hat schon als Kind interessiert, wie Musik gebaut ist und wie ich die Bausteine selbst zusammenfügen kann. Darüber hinaus hatten meine Eltern eine Free-Jazz-Band, die von Zeit zu Zeit bei uns geprobt haben. Ich habe mit 12 dann zusätzlich zum klassischen Klavierunterricht Jazz-Unterricht bekommen und habe begonnen, mit ein paar befreundeten Jungs in einer Band zu spielen und eigene Stücke zu schreiben. Das ist über die Jahre immer weiter gewachsen und hat so viel Spaß gemacht, dass ich beschlossen haben, Jazz zu studieren.

Wie erleben Sie die Zeit der Pandemie als Künstlerin? Haben Sie Anregungen/Wünsche an die Politik?

Die Zeit der Pandemie habe ich ganz unterschiedlich erlebt. Im ersten Lockdown im Frühjahr war ich erstmal ganz froh um die verordnete Ruhe, weil ich selbst eine Pause gebraucht habe. Im Herbst war es dagegen sehr schwierig für mich, den Lockdown light zu akzeptieren, weil einige Konzerte, auf die ich mich sehr gefreut hatte ausfielen und mir nicht ersichtlich war, wieso ein Jazzclub mit hervorragendem Hygienekonzept, wo sich zu fast 100% niemand anstecken wird, wieder schließen muss. Auch viele meiner Kolleg*innen sind durch eine schwierige Zeit gegangen, vor allem diejenigen, die Alleinverdiener sind oder wo beide Partner Musiker bzw. in der Kulturindustrie Tätige sind. Wenn ich dann gehört habe, dass einer von ihnen eine Paketfiliale eröffnet und der andere seinen zweiten Hausmeister-Job übernommen hat, dann fand ich das sehr traurig.

Nun bin ich produktiv geworden was Aufnahmen angeht und nutze die Zeit auf diese Weise sinnvoll.

Von der Politik würde ich mir wünschen, dass im Einzelfall genauer hingeschaut wird und nicht sämtliche Konzerthäuser und „Clubs“ inklusive Diskos etc. in einen Topf geschmissen werden, was die Corona-Regelungen angeht. Es gibt hier viele sehr sorgfältig ausgearbeitete Hygienekonzepte, die den Besuch von Kulturveranstaltungen auch während der Pandemie sicher möglich machen würden. Darüber hinaus wäre es schön, wenn bei der Gestaltung der Soforthilfen mehr Verständnis für die Lebenswirklichkeit von Künstlern gegeben wäre, da manche Regularien hier von Unkenntnis zeugen.

In welcher Weise nutzen Sie drahtlose Produktionsmittel?

Mit der Band „Die Drei Damen“ nutzen wir immer wieder Funkmikrophone. Vor allem bei größeren Bühnen sind diese unersetzlich, weil es mit Kabel viel zu unhandlich wäre. Manchmal nutzen wir auch drahtlose Anlagen, die wir vom IPad aus selbst steuern. Dadurch können wir auf der Bühne unseren Sound selbst machen, ohne dass wir ein großes Mischpult dastehen haben.

Ab wann kann man Sie wieder live erleben?

Ab wann live Konzerte wieder möglich sein werden ist noch völlig unklar. Für Ende März sind nun bei mir die ersten Konzerte wieder geplant, ich hoffe sehr, dass sie auch stattfinden dürfen.

Webseite Andrea Hermenau: http://www.andrea-hermenau.de/

Andrea Hermenau Quintet Live @ BMW Jazz Award Munich „Dy Lule Pas Malit“:

Das Interview fand am 14. Februar 2021 statt.
Foto: Webseite Andrea Hermenau