Marc Angel: „2,8 Milliarden Euro für Creative Europe im neuen mehrjährigen Finanzrahmen!“

Marc Angel: „2,8 Milliarden Euro für Creative Europe im neuen mehrjährigen Finanzrahmen!“

Marc Angel: „2,8 Milliarden Euro für Creative Europe im neuen mehrjährigen Finanzrahmen!“ 1200 558 SOS - Save our Spectrum

Der Luxemburger Sozialist Marc Angel ist erst seit dieser Legislaturperiode Mitglied des Europaparlaments. Er hat sich aber bereits einen Namen in der europäischen Kulturpolitik gemacht. Angel stammt aus Luxemburg-Stadt und ist in seiner Heimat sehr verwurzelt und beliebt. Ihm fehlt, berichtet er im Gespräch mit SOS – Save Our Spectrum, nicht nur der Konsum von Kultur, sondern auch der Kontakt mit Künstlern.

Wie sehr fehlen Ihnen die Kulturerlebnisse in Zeiten der Pandemie?

Internet, Netflix und ein kleiner Stapel ungelesener Bücher haben es mir erlaubt, Kultur während der Pandemie zu genießen. Ich muss allerdings zugeben, dass das Gefühl, in einem großen Theater oder Konzertsaal zu sitzen, gefehlt hat. Auch die Menschen, die man in den Kulturstätten trifft, fehlten mir.

Was fordert Ihre Fraktion im Europaparlament zur Unterstützung für Künstlerinnen und Künstler?

Der Kultursektor und die ganze Kreativwirtschaft sind zusammen mit dem Tourismussektor am härtesten von der Coronakrise betroffen.
Daher fordert die S&D Fraktion im Europaparlament, dass im Recovery plan (Wiederaufbauplan) die kleinen Organisationen und die eigenständigen Künstler nicht vergessen werden.

Zudem fordern wir einen vereinfachten Zugang zu Mittel aus dem „European Investment Fund“ und der „Cultural and Creative Sector Facility“. Wir rufen die EU-Kommission auf, ein Instrument für Zuschüsse an die Kreativwirtschaft zu erstellen.

Wir bedauern die Tatsache, dass die Kommission in ihrem am 27. Mai veröffentlichten Vorschlag für den mehrjährigen Finanzrahmen nicht genügend Mittel für die Kultur vorsieht.

Wir fordern die Kommission auf. dieses Budget zu erhöhen: Nicht nur um den Folgen von COVID-19 entgegen zu treten, sondern um den Kultursektor in Zukunft besser zu gestalten. Ganz konkret fordern wir 2,806 Milliarden Euro für „Creative Europe“ im neuen mehrjährigen Finanzrahmen.

Übrigens: 40 Prozent des gesamten europäischen Tourismus basiert auf dem reichen kulturellen Angebot unserer Union. Wir setzen uns auch für eine breite finanzielle Unterstützung des Kulturtourismus ein.

Künstler benötigen für ihre Funkmikrofone Frequenzen – und nutzen damit seit Jahrzehnten erfolgreich die Frequenzlücken zwischen dem terrestrischen Fernsehen (= „Antennenfernsehen“). Zwischen Kultur und Fernsehen klappt das wunderbar. Das terrestrische Fernsehen ist für die Zuschauer die günstigste und klimafreundlichste Möglichkeit, Fernsehen zu konsumieren – und der Konsum kann nicht nachverfolgt werden (wie im Internet) oder abgeschaltet werden (wie über Satelliten). Wie wichtig sind für Sie öffentlich-rechtliche Fernsehsender in der Medienlandschaft?

Öffentlich-rechtliche Sender sind wichtig, da sie unabhängig sind. Sie brauchen keine Rücksicht auf kommerzielle Zwänge zu nehmen. Durch ihre Neutralität helfen sie auch dem Zusammenhalt in einer Gesellschaft. Bei einem US-Privatsender kann man beobachten, wie dieser dazu beiträgt, die dortige Bevölkerung zu spalten.
Öffentlich-rechtliche Sender sind auch ein gutes Gegenmittel zu den vielen Fakenews, die auf sozialen Medien verbreitet werden.

Welches Spektakel wollen Sie unbedingt besuchen oder empfehlen Sie uns für die Zeit nach der Pandemie?

Ich liebe das Programm für modernen Tanz im Luxemburger Stadttheater, leider ist die Saison 2019/2020 wegen Covid-19 frühzeitig beendet worden. Ungeduldig warte ich auf den Herbst und das neue Programm.
Ich werde zudem die eine oder andere Aufführung im kleinen, feinen Kasematten Theater in Luxemburg nicht verpassen wollen!

Das Interview führte SOS am 9. Juni 2020 in Luxemburg.

Fotos: Lynn Theisen

Print Friendly, PDF & Email