Grünen-Politiker Kellner: „Kultur ist im besten Sinne des Wortes systemrelevant“

Grünen-Politiker Kellner: „Kultur ist im besten Sinne des Wortes systemrelevant“

Grünen-Politiker Kellner: „Kultur ist im besten Sinne des Wortes systemrelevant“ 2000 1333 SOS - Save our Spectrum

Foto von Michael Kellner, Foto: Rasmus Tanck

Der Thüringer Michael Kellner ist Politischer Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen. Im Gespräch mit der Initiative „SOS – Save Our Spectrum“ unterstreicht er, dass Künstlerinnen und Künstler von ihrer Arbeit auch leben können müssen.

 

Welche Kultur vermissen Sie in Zeiten der Pandemie ganz persönlich?

Ich vermisse den Kinoausflug mit meinen Kindern. Wir wollten die Känguru-Chroniken zusammen schauen. „Ach. Mein, dein. Das sind doch bürgerliche Kategorien.“

Was soll die Politik für die Kultur- und Kreativwirtschaft tun?

Die Arbeit der Kreativen und Künstler*innen ist ein wichtiger Bestandteil gesellschaftlichen Zusammenlebens und Ausdruck einer weltoffenen, vielfältigen Gesellschaft. Es geht jetzt in der Krise darum, kulturelle Infrastruktur zu erhalten und die Existenz der vielen soloselbständigen Künstler*innen zu sichern. Denn der Ausfall von Veranstaltungen, Dreharbeiten, Ausstellungen oder Lesungen trifft die Kultur und Kreativwirtschaft existentiell. Auch für Kultureinrichtungen gilt: Sind Strukturen erst einmal weggebrochen, entstehen sie – wenn überhaupt – nur mit großem finanziellen Aufwand wieder. Die Soforthilfemaßnahmen der Bundesregierung sind ein erster Schritt, aber schon jetzt zeigt sich: Vieles – wie die Beantragung der Grundsicherung – ist zu bürokratisch. Deshalb müssen alle Maßnahmen kontinuierlich evaluiert werden und wenn nötig, unter Beteiligung des Parlaments, schnell und effektiv nachgebessert werden.

Was wünschen Sie den Kulturschaffenden und ihren Dienstleistern?

In der Isolation des Homeoffice sind die Wohnzimmerkonzerte von Igor Levit, die Lesungen von Saša Stanišić, virtuelle Museums- und Galeriebesuche, die digitalen Angebote von Opernhäusern und Clubs, um nur wenige Beispiele zu nennen, Lichtblicke und Glücksmomente. Aber auch hier muss nachgebessert werden, denn die Künstler*innen und Kultureinrichtungen verdienen mit diesen Angeboten nichts. Es braucht deshalb mehr als gute Wünsche. Künstlerinnen und Künstler müssen von ihrer Arbeit auch leben können. Denn Kultur ist im besten Sinne des Wortes systemrelevant.

Das Gespräch führte Jochen Zenthöfer am 31. März 2020 per E-Mail. SOS befragt auch Spitzenpolitiker anderer demokratischer Parteien – und weist auf die schwierige Lage der Kultur-, Kreativ- und Veranstaltungswirtschaft hin. Das Interview mit FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg finden Sie hier. Das Interview mit SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil finden Sie hier.

Foto: Rasmus Tanck

Print Friendly, PDF & Email